Freudenberg. Bei der Kinderuni der Jungen Forscher Main-Tauber Freudenberg wurden die Kinder am Samstag zu Klimadetektiven. Gemäß dem Bildungsprinzip des gemeinnützigen Vereins wurden sie dabei selbst aktiv. Zusammen mit Professor Dr. Werner Aeschbach und Dr. Nicole Aeschbach von der Universität Heidelberg lernten die Juniorstudenten vieles über Abenteuer Klimaforschung und begaben sich auf eine Spurensuche durch die Zeit. Bei der Gewinnung der Dozenten hatte das Projekt „Forschungsbörse“ unterstützt. Werner Aeschbach forscht im Bereich Umweltphysik, im Speziellen im Bereich Grundwasser und Eis und der Bestimmung dessen Alters sowie Gebieten des vergangenen Klimas. Seine Frau Nicole Aeschbach forscht ebenso im Bereich Umweltforschung.
Zuerst grenzte der Professor die Begriffe Wetter und Klima ab. Wetter sei der momentane Zustand in der Atmosphäre wie Sonnenschein oder Regen. Klima hingegen beschreibe die Entwicklung des Wetters über längere Zeiträume von mindestens 30 Jahren in einem bestimmten Gebiet. Die Dozenten gingen auf die Klimazone auf der Erde ein und zeigten die Lebensbedingungen dort am Beispiel von drei Kindern auf.
Nicole Aeschbach las einleitend die Aussage von Massak aus Nordkanada vor. Er berichtete vom Ende April, als der Frühling komme. Dies sei schön, denn es gebe nur zwei Monate Sommer, in denen er draußen spielen könne. Im Winter sei es immer dunkel und es habe bis minus 40°C. Kumar aus Bangladesch lebe am Meer. Er berichtete vom Beginn der Monsunzeit Mitte Mai. Bis September sei Regenzeit. Es regne so viel, dass das ganze Land mit Wasser bedeckt sei. Außerdem gebe es die Gefahr von Wirbelstürmen. Kumar kenne keine Winter und Kälte. Faris aus Marroke lebe in einer Oase in der Wüste Sahara. Er berichtete im Text, tagsüber sei es dort sehr heiß, nachts bitterkalt. Das ganze Jahr regne es nicht. „Zum Glück haben wir zwei Brunnen, ohne die könnten wir hier nicht leben.“ Manchmal könne man wegen Sandstürmen nicht aus dem Haus gehen.
Die einzelnen Vortragsblöcke schlossen mit einem Quiz ab, bei dem die Kinder bewiesen, dass sie gut aufgepasst und Neues gelernt hatten. Außerdem stellten die Juniorstudenten eigene Vermutungen über Ursachen und Wirkungen des Klimawandels an.
Werner Aeschbach ging auf die Klimaveränderung in den letzten 50 Jahren ein. Vergleichsgrundlage war der Mittelwert der Jahre 1990 bis 2020. In den 1980er Jahren war der Jahresdurchschnitt noch niedriger, ab 2004 in vielen Jahren deutlich darüber. 2024 und 2025 sei es etwa 0,5°C wärmer als das Mittel, in den 1980er Jahren 0,5°C kühler, zeigte der Dozent eine Erhöhung der mittleren Temperatur im weltweiten Durchschnitt von einem Grad Celsius auf.
Er erklärte weiter, wie sich das Klima über tausende Jahre verändert hat. Dabei stellte er ausführlich die Methoden der Klimaforschung vor. „Wir suchen uns Objekte aus der Umwelt, in denen man etwas zur Vergangenheit messen kann.“ So untersuche man Sedimente. Dies sei Schlamm in Gewässern, die sich über lange Zeit am Boden absetzen. Aus ihnen bohre man einen Kern heraus. Anhand von Kalkschalen kleiner Ozeanlebewesen und eingeschlossenem Pollen von Pflanzen könne man etwas über das Klima in der Zeit sagen, in der die jeweilige Sedimentschicht entstand. Außerdem nutze man die Bohrkerne aus dem Klimaarchiv Eis. Bei einer Bohrtiefe von 3300 Metern habe man Eis, das vor etwa 423 000 Jahren entstand. Untersucht werden könne die eingeschlossene Luft von damals. „Das sind Forschungen, wie wir sie auch an unserem Institut machen.“ Auch bei der Untersuchung von Tropfsteinen in Höhlen könne man vieles über das Klima der Vergangenheit erfahren, ergänzte er.
Vor hunderten Millionen Jahren habe es eine Warmzeit gegeben. „Da war es sehr viel wärmer auf der Erde und es gab quasi kein Eis.“ Es sei die Zeit der Dinosaurier gewesen. Seit einigen zehntausend Jahren lebe man in einer Eiszeit. Es sei die Welt wie heute. Insgesamt relativ kalt auf der Welt. Es gebe Eis, zum Beispiel sei Grönland komplett mit Eis bedeckt gewesen. „In der großen Skala gedacht sind wir in einer Kaltzeit, aber in einer relativ warmen Phase davon.“ In richtigen Eiszeiten sei das Eis viel weiter ausgedehnt. Er verdeutlichte anhand der Erdbahn um die Sonne, wie sich diese auf die Veränderung des Klimas über zehntausende Jahre auswirkt.
„Das Klima wurde heute schon in 50 Jahren deutlich wärmer.“ Ursache sei der Treibhauseffekt, vor allem durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe und das so zusätzlich freiwerdende CO₂. Er erklärte, wie Wärmestrahlung Boden und Wasser aufheizt und diese die Wärme wieder abgeben. Die Atmosphäre lasse einen Teil davon wieder durch Richtung Weltraum, wirke aber auch wie ein Mantel, der die Wärme halte. Durch eine steigende CO₂-Menge in der Atmosphäre würde dieser Mantel dicker und es bliebe mehr Wärme erhalten, erklärte er bildhaft.
Ausführlich gingen die Dozenten auch auf die Folgen des Klimawandels ein. Es gebe mehr Hitzeperioden und Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Stürme nehmen zu. Auch die Waldbrände würden durch die Trockenheit mehr. Durch Abschmelzen von Gletschereis in den Gebirgen steige der Meeresspiegel. Das Abschmelzen des Eises im Meer erhöhe den Wasserspiegel aber nicht. „Das kann man sich vorstellen wie Eiswürfel in einem Becher, der bis oben mit dem Getränk gefüllt ist“, so Nicole Aeschbach. Auch er laufe nicht über, wenn das Eis schmelze.
Gemeinsam mit den Juniorstudenten erarbeiteten die Dozenten auch, wie man in den Bereichen, die am meisten CO₂ emittieren, dieses minimieren kann. Dazu gehören Einsparungen bei Energie und weniger Autofahren. Hier könnten auch Kinder ihren Teil beitragen. Außerdem seien neue emissionsfreie Techniken zentral. Auch auf die Auswirkung der Landwirtschaft auf die Klimaveränderung wurde eingegangen.
