Freudenberg. Eine mystische Zeitreise entlang des Mains bot die Kinderuni der Jugen Forscher Main-Tauber e.V. Freudenberg am Samstag. Das Intresse der Juniorstudenten war mit 21 angemeldeten Kinder zwischen acht und zwölf Jahren aus der gesamten Region groß. Referent war Otto Reichert, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Bürgstadt. Etwas mystisches sei etwas Geheimnisvolles, Unheimliches, Grauenhaftes, sagte er. Und genau um diese und den davon sichtbaren Spuren entlang des Mains und seinen Nebenflüssen ging es. Der Vortrag war exklusiv für Kinder. Erste Reiseetappe des Vortrags war Rüdenau, wo sich an der Kirche ein Relief mit drei Frauen findet, die laut Sage die Quelle hinter dem Gotteshaus schützen. „Solche weiblichen Schutzgeister gab es wohl schon bei den Germanen“, so Reichert. Sie seien immer zu dritt gewesen und lebten im Gewässer, das sie schützten. Bei den drei Frauen vom Relief fielen die römischen Kleider auf. Auch der Bereich um Miltenberg sei eins römisch gewesen, bei Bürgstadt sei dann der Limes als Grenze zu den Germanen verlaufen. „Die Römer hatten eigene Götter.“ Sie hätten einfach aus den germanischen Gottheiten, römische Götter gemacht. Im Christentum seien aus solchen Göttern dann Heilige geworden. Auch um weitere Wassergötter ging es.
Das Wort Heilige hänge mit „Heilen“ zusammen. Er erzählte die Legende der Blinden Odilia, die als zwölfjährige ins Kloster gegeben wurde und dann plötzlich von ihrer Blindheit geheilt wurde. Sie habe später selbst einen Ordne gegründet. Anhand von Fotos und Gemälden konnten die Kinder die Attribute von Heiligen und Rittern kennenlernen. Diese seien ein Erkennungszeichen. Beispielsweise zeige das Wappen auf dem Ritterschild, für wen er kämpft, wussten die Juniorstudenten.
Eine weiter Station der Reise war Eichel, wo Reichert auf den einstigen Aufbau und die Schutzfunktion der Wehrkirche einging. „Wo früher die Zinnen am Turm waren, sind heute Dach und Fenster.“ Am Portal der Kirche finde man ein Lamm mit Kreuz und einen Wolf. Dies symbolisiere die Erlösung durch Christus tot und den Widerstand gegen das Böse, dargestellt durch den Wolf.
Das so mache Symboliken an Kirchen mehr Fragen aufkommen lassen als Antworten zu bieten, verdeutlichte er an einem Relief an der Kirche von Holzkirchen.
Am Beispiel der Kirche von Amorbach verdeutlichte er den Aufbau der Kirche nach Himmelsrichtungen. Der Altar stehe immer im Osten, dort wo Jerusalem liegt und wo die Sonne aufgeht. Englisch East für Osten erinnere auch an „Eastern“ (Ostern). Norden und Westen verbinde man mit Bösem und Dunklem. Daher finde sich an der Nordseite der Kirche nur ein kleines Fenster, durch das das Böse nicht hineinkomme. Außerdem gebe es dort ein Schutzbild gegen Dämonen.
Später sei die Angst vor Dämonen gewichen, die Leute hätten aber noch lange an ihre Existenz geglaubt. 2Sie macht sich nun mit Figuren mit Fratzen über sie lustig, um sie so abzuhalten. Solche finde man zum Beispiel am Schloss in Aschaffenburg. Reichert erzählte auch, dass die Fastnachtsmasken dieser Tradition folgen, um das Böse und den Winter zu vertreiben.
Spannend fanden die jungen und Mädchen auch die Geschichte des Teufelsritt der Nonne Agnes. Die Nonnen in einem uralten Kloster hätten sich irgendwann den strengen Regeln ihres Zisterzienserordens abgewandt. Der Bischoff schickte daraufhin einen Kommissar. Nonne Agnes habe zu ihm gesagt, wenn sie so alt wie er sei, dann könnte sich auch so streng sein. Zuvor wolle sie aber leben. Sie habe sich in einen Jäger verliebt. Als sie zu diesem gehen wollte, sei ein Gewitter gekommen und die Flut habe ihn mitgerissen und tot in den Main gespült. Agnes die dies nicht wusste kam zum Treffpunkt. „Dort traf sie der Blitz“. Übriggeblieben sein soll nur ein verbrannter Schleier, so die Sage.
Der Referent berichtete auch über verschwundene Orte in der Region wie Rübingen hinter Großheubach und das alte Kirschfurt, von dem nur eine Kapelle bliebt. Um diese zu finden, müsse man sich durchs Gestrüpp kämpfen. Auch auf Lullingescheid und die Freudenberger Friedhofkapelle als einzigen Rest ging er ein. In ihr finde man unter anderem ein Bild der Seelenwage. Dort werde gewogen, ob die Seele leicht für den Himmel oder schwer für die Hölle sei. Der Teufel ziehe auf dem Bild an der Seele, verdeutlichte er.
Besprochen wurden weiterhin die Maingeleitkarte, das Treideln und die Sage der Wettenburg bei Wertheim. Auch um männliche und weibliche Drachenkämpfer ging es im weiteren Verlauf.
Außerdem erzählte er die Sage der Melusine in die sich der Burgherr verliebt und ihr eine Schlossmühle an der Tauber baute sowie über die Gamburg mit ihren Geistergeschichten.
Im Anschluss an den Vortrag sammelten die Juniorstudenten Ideen, wie man Geschichte im Museum des Geschichts- und Heimatvereins Bürgstadt für Kinder attraktiv präsentieren kann. Diese arbeitete sie in Kleingruppen weiter aus. So wurden Ideen für eine Quizstation, eine Hörstation mit Geschichten und Sagen sowie ein Figuren- und Burgstationen erarbeitet. Dort sollen Kinder mit kleinen Figuren Leben und Kampf um eine Burg erleben, so die Kinder.
Die Ideen der Kinder sollen im Museum auch umgesetzt werden. Dazu ist ein weiterer Tag im Museum mit den interessierten Kindern geplant.